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Globalisierung in der Altenpflege

Nov 9, 2020

Beitrag zur Diskussion

Globalisierung in der Altenpflege: Beschäftigung migrantischer Pflegekräfte ist Massenphänomen

  • 24-Stunden-Betreuung durch ausländische Pflegekräfte und
  • Pflegemigration in Billiglohnländer kennzeichnen Entwicklung in der Langzeitpflege

Die Betreuung von alten und pflegebedürftigen Menschen ist in Deutschland ohne Unterstützung aus dem Ausland kaum noch zu leisten: Schätzungen zufolge arbeiten derzeit 100.000 bis 200.000 Pflegearbeiterinnen vor allem aus Osteuropa in deutschen Haushalten, um die Pflegenden bei der Versorgung ihrer Angehörigen zu unterstützen und zu entlasten. „

Tatsächlich dürfte die Zahl aber wesentlich höher liegen, weil ein Großteil der osteuropäischen Pflegearbeiterinnen illegal tätig ist und nicht erfasst wird“,

so Prof. Dr. Cornelia Schweppe von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zur aktuellen Lage. „Die Beschäftigung migrantischer Pflegekräfte in Privathaushalten ist ein Massenphänomen.“ Demgegenüber scheint die Verlagerung der Betreuung in ausländische und hier insbesondere osteuropäische und asiatische Pflegeeinrichtungen noch in den Kinderschuhen zu stecken.

„24-Stunden-Pflege aus Ost-Europa“

Während in Ländern wie den Niederlanden Pflege viel mehr als staatliche Aufgabe verstanden wird, liegt die Altenpflege in Deutschland stärker in den Händen der Familie. Das ist nicht nur Wunsch der Betroffenen und Familienangehörigen, sondern auch Maßgabe der Altenpolitik. „Um aber die Betreuung im Privathaushalt überhaupt möglich zu machen, wird zunehmend auf Ressourcen anderer Länder zugegriffen“, so Schweppe. Im Falle von Deutschland kommen vor allem Pflegearbeiterinnen aus Osteuropa ins Land, die 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche die Betreuung übernehmen.

„Oma-Export“

Ein anderes Phänomen findet unter dem Schlagwort „Oma-Export“ das Interesse der Öffentlichkeit: Medien berichteten rege über die Pflegemigration in benachbarte osteuropäische Länder und nach Asien. Dort entfaltet sich ein Markt mit Alteneinrichtungen, der sich speziell an deutschsprachige Menschen richtet. Den Untersuchungen der Mainzer Arbeitsgruppe zufolge stößt diese Form der Altenversorgung tatsächlich hierzulande noch auf eine begrenzte Nachfrage. „Von einem Boom kann in Deutschland bisher keine Rede sein“, so Schweppe mit einem Hinweis darauf, dass die zukünftige Entwicklung schwer abzusehen ist. Beispielsweise verzeichnet Japan, das Land mit der höchsten Altenrate weltweit, Wanderbewegungen von betreuungs- und pflegebedürftigen Menschen nach Malaysia, auf die Philippinen oder nach Thailand.

Während „Pflege“ also in Deutschland noch immer vorwiegend „Pflege in der Familie“ heißt, beobachten die Wissenschaftler zunehmend Migrationsprozesse von Älteren, die in Asien nicht nur klassische Pflegeversorgungsleistungen in Anspruch nehmen, sondern eng mit dem Prostitutionsmilieu verbunden sind. „Wir betrachten in unseren Forschungen die Migrationsprozesse von älteren Menschen und es ist auffallend, wie viele ältere Männer aus Deutschland und der Schweiz nach Thailand ziehen.“ Der Weg ins Prostitutionsmilieu ist dabei keineswegs auf die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen begrenzt. „Angesichts der mangelnden Möglichkeiten, im Alter eine Partnerin in Deutschland zu finden, ist das Prostitutionsmilieu für viele mit der Hoffnung auf eine längerfristige Beziehung zu einer Frau verbunden – zuweilen einhergehend mit der Hoffnung, sich von jungen thailändischen Frauen versorgen zu lassen“, erläutert Schweppe. Solche „Altersbedarfe“, so die wissenschaftliche Bezeichnung, finden sich ebenfalls bei älteren Frauen, die zu diesem Zweck nach Kenia reisen.

  • Wie denken Sie darüber? Was sagen Sie dazu?
  • Wie sehen Sie die weiteren Entwicklungen in einer globalisierten Welt und in einer globalisierten Altenpflege?
  • Welche Erwartungshalten, Wertvorstellungen und verborgenen Sehnsüchte verstecken sich dahinter?
  • Welche Werte und Moralvorstellungen sind nachvollziehbar? Welche sind es nicht?

Quelle und weiterführende Infos: https://www.uni-mainz.de/presse/79347.php

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